Das Großherzoglich hessische Artilleriekorps

in den napoleonischen Kriegen

 

Uniformierung und Ausrüstung  Tschakos  Zweispitz  Korps und Train

Uniformierung und Ausrüstung


Als Rheinbundstaat folgte Hessen-Darmstadt dann auch in der Uniformierung dem französischen Bündnispartner. Nachdem es im Feldzug gegen Preußen 1806/1807 zu Verwechslungen mit preußischen Truppen gekommen war, erfolgte durch die in den Jahren 1807 und 1809/1810 durchgeführten Uniformänderungen schrittweise die Adaption des französischen Stils. Eine hessen-darmstädtische Besonderheit war der bereits 1791 eingeführte charakteristische Besatz mit geraden, waagerechten Litzen aus weißer Wolle bzw. Silberfäden. Das Großherzogliche Artilleriekorps war im Jahre 1809 neu uniformiert worden, bis zum Jahre 1820 traten dann keine wesentlichen Veränderungen mehr auf.
Die Kompanien unterschieden sich bei Gemeinen und Musikern durch die Farbe des Pompons und der Säbeltroddel, welche gleich waren.

Die Tschakos


Ab 1809 wurden für Gemeine, Unteroffiziere und Musiker Tschakos eingeführt, für Offiziere erst ab 1816. An der Vorderseite war ein schildförmiger Beschlag aus Weißmetall mit dem hessischen Löwen befestigt. Darüber befand sich die Kokarde in den Landesfarben rot-weiß aus Wolle. Über der Kokarde wurden die Pompons in den Kompaniefarben, darüber die roter Stutz in Puschelform, getragen. Die Kinnriemen waren aus schwarzen Leder, unterlegt mit ausgezacktem Tuch in  Abzeichenfarbe, zu deren Befestigung an den Seiten des Tschakos runde Messingknöpfe dienten, die mit einem Löwenantlitz verziert waren. Anstelle der Kinnriemen führte man 1813/14 Schuppenketten aus weißem Metall ein. Der Rock war aus dunkelblauem Wollstoff mit Kragen, Rabatten, Ärmelaufschlägen und Schößen in Abzeichenfarbe. Der Kragen war offen und schräg geschnitten, die Rabatten trug man zugehakt. Die aufgeschlagenen kurzen Rockschöße, zunächst noch rot gefüttert, erschienen ab 1813/14 ebenfalls in der blauen Grundfarbe und nur noch in der Abzeichenfarbe paspeliert. Darauf aufgenähte abzeichenfarbige Granaten oder stilisierte Waldhörner gaben an, ob es sich um einfache Mannschaften oder Schützen handelte. Die Patten an den Ärmelaufschlägen waren für alle Regimenter ebenfalls dunkelblau. Ab 1809/10 wurden dunkelblaue Tuchepauletten mit Vorstoß in der Regimentsfarbe, jedoch ohne Passanten und Fransen, eingeführt. Unteroffiziersepauletten waren weiß eingefaßt.
Die Litzen verteilten sich wie folgt: Je sieben auf jeder Rabattenseite, je zwei darunter, zwei auf jeder Rocktasche, je eine an jedem Taillenknopf und je drei auf den Patten der Ärmelaufschläge. Die Litzen entfielen 1813/14 mit Ausnahme derjenigen auf den Rabatten. Alle Knöpfe waren aus Weißmetall. Als Beinkleidung wurden enganliegende dunkelblaue Hosen angelegt. Darüber bis unter das Knie kurze schwarze Tuch- oder Leinengamaschen im ungarischen Schnitt, oben oft abzeichenfarbig vorgestoßen; an den Seiten 19 gelbe Knöpfe. Auf dem Marsch oder im Feld trugen die Mannschaften lange blaue oder weiße Tuch-, Woll- oder Leinenhosen, die Pantalons, darunter die Gamaschen.
Die Unteroffiziersdienstgrade unterschieden sich wie in der französischen Armee durch Borten auf den Unterarmen, die Galons. Sie waren aus Silbergespinst und teilweise farbig unterlegt. Die Feldwebel erhielten eine zweite schmale Tresse darüber. Der Tschako besaß einen roten Pompon mit weißem Mittelkreis und einen schwarzen Stutz mit roter Spitze. Außerdem waren die Säbeltroddeln weiß und rot durchzogen.

Der Zweispitz


Die Offiziere behielten bis 1816 den Zweispitz mit schwarzem Stutz und roter Spitze. An der Frontseite befand sich meist eine silberne Agraffe, darunter die Landeskokarde. An den Hutenden waren kleine silberne, rot durchwirkte Quasten angebracht. Im Feld trug man den simplen Hut. Der Rock entsprach dem der Mannschaften, jedoch waren die Schöße länger und die Litzen aus Silbergespinst. Auf dem Marsch oder im Feld legte man meist den einreihigen Interimsrock ohne Besatz an. Subaltern-Offiziere trugen als Rangabzeichen Contre-Epauletten, Stabs-Offiziere führten Fransen-Epauletten auf beiden Schultern. Um die Taille geschlungen war die silberne, rot durchwirkte Schärpe.
Die Beinkleidung bestand aus dunkelblauen enganliegenden Hosen mit Suvorov-Stiefeln, im Feld auch aus langen Tuchpantalons mit Biesen in Abzeichenfarbe. Als Waffe wurde der alte Degen aus der Zeit des Landgrafen Ludwigs IX. geführt, der dem preußischen Muster entsprach, mit dem großherzoglichen "L" als Klingengravur. Alle Offiziere trugen silbergewirktes Portepee mit rotem Seidenfaden, dazu weiße Lederhandschuhe.
Die Uniformen der Spielleute der Kompanien unterschieden sich von denen der Mannschaften nur durch die einfachen Schwalbennester.

Das Artilleriekorps und der Train


Die Uniformierung der Artilleristen entsprach weitgehend derjenigen der Infanterie. Der Tschako hatte weißmetallene Beschläge und Schuppenketten. Über der Kokarde befand sich ein roter Pompon, bei Paraden wurde ein schwarzer Stutz aufgesteckt, der für Unteroffiziere mit roter Spitze versehen war. Die Artillerie trug traditionell (seit 1790) schwarze Kragen, Rabatten, rot paspelierte Ärmelaufschläge und rote Rockumschläge. Wie bei der Infanterie wurden diese später in der blauen Grundtuchfarbe ausgeführt, rot paspeliert und mit roten Granatenemblemen  besetzt. Die Epauletten hatten gleichen Schnitt wie bei der Infanterie, waren aber rot vorgestoßen. Zu den blauen Hosen wurden schwarze Tuchgamaschen mit Messingknöpfen getragen. Verschiedentlich werden die Gamaschen auch mit roter oberer Einfassung gezeigt. Die Offiziere erhielten ab 1809 eine neue Montierung. Sie bestand aus einem geschlossenen Rock mit langen Schößen, die Abzeichen in schwarzen Samt ohne roten Vorstoß und der Litzenbesatz in Silber, darunter aus weißem Tuch die sichtbare Unterweste, unten rund geschnitten und schließlich blaue enganliegende Hosen mit hohen Stiefeln. Als Kopfbedeckung diente ein Zweispitz mit schwarzem Federbusch und roter Wurzel. Schärpe und Degen sowie Dienstgradabzeichen waren wie bei der Infanterie.
Der Artillerie zugeteilt waren auch die Fahrer, Stückknechte genannt. Sie trugen einfache einreihige blaue Röcke mit schwarzen Kragen und Aufschlägen, rote Rockumschläge ohne Emblem, dazu weiße Hosen mit hohen Stulpenstiefeln. Als Kopfbedeckung diente ursprünglich ein korsischer Hut mit seitlich oder hinten aufgeschlagener Hutkrempe. Diesen ersetzte dann aber ebenfalls der Tschako.
Die Lafetten der Geschütze und die Bagage- und Munitionswagen entsprachen dem französischen Vorbild und wurden hellblau gestrichen. Die Rohre waren aus Bronze, die Eisenbeschläge mit einem schwarzen Schutzanstrich versehen.


Organisation 

Das Geschützmaterial

Volkstracht

Organisation


Zu Beginn des Jahres 1814 bestand die hessisch- darmstädtische Armee aus folgenden Einheiten:

Leibgarde-Regiment,
Leibregiment,
Gardefüsilierregiment,
Regiment Groß- und Erbprinz
Regiment Prinz Emil,
Garde du Corps,
Regiment Gardechevaulegers Landdragoner- und Landschützenkorps, Artilleriekorps mit Trainkompanie,
Generalstab,
Depoteinheiten, Invalidenkorps,
Korps der freiwilligen Jäger, Landwehr,
Bürgerwehren.

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Das Geschützmaterial


Das hessisch-darmstädtische Geschützmaterial der Jahre 1810 - 1815 bestand vorwiegend aus 6-Pfünder-Kanonen, die Kugeln oder Kartätschen verschießen konnten, und 7-Pfünder-Haubitzen für Kartätschen und Granaten.

Ruhe vor dem Sturm

Bataillonsgeschütze gab es zu dieser Zeit nicht mehr. Im Reglement von 1811 wird zwar auch noch ausführlich auf die Bedienung von Dreipfündern eingegangen, aber spätestens seit 1810 wurden diese, falls überhaupt noch vorhanden, nicht mehr ins Feld mitgenommen.  Insgesamt wurden von 1790 bis 1815 mehr als 70 Geschütze angeschafft. Die Kanonen und die Munitionswagen entsprachen dem französischen Gribeauval-System. Der Lafettenanstrich war seit dem 18. Jahrhundert hellblau für die Holz- und schwarz für die Metallteile gewesen.

Dieter Schüle mit seinem Sechspfünder und Soldat

Zur Bedienung einer 6-Pfünder-Kanone waren nach dem Reglement von 1811 13 Soldaten erforderlich, wobei 12 Mann zum Laden und Abfeuern gebraucht wurden und einer für die Protze zuständig war. Exemplarisch für die Größenordnung des Munitionsverbrauchs während einer Schlacht sei hier erwähnt, daß die bei Leipzig eingesetzte Batterie, wahrscheinlich sechs Kanonen und zwei Haubitzen, mit den Kanonen 697 Kugeln und 50 Kartätschen, mit den Haubitzen 104 Granaten und 24 Kartätschen verschoß. Hierbei gingen auch zwei Geschütze verloren. Zu Beginn des Jahres 1814 standen dem Korps zwei Haubitzen und sechs Kanonen für den Frankreichfeldzug zur Verfügung.

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Volkstracht


Beispiel für eine  zeittypische Volkstracht - Sammelkarte aus einem Zigarettenbilderalbum von ca. 1930 aus dem Haus Neuerburg
Beispiel für eine  zeittypische Volkstracht - Sammelkartentext aus einem Zigarettenbilderalbum von ca. 1930 aus dem Haus Neuerburg
Amnesty InternationalVolksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.Rüdiger Nehbergs Menschenrechtsorganisation